Vorschau 2025: Trump, KI, Standort Deutschland: So sehen CEOs die Welt

Donald Trump ist im Amt, Künstliche Intelligenz entwickelt sich weiter und der Standort Deutschland steht infrage. Studien zeigen: CEOs blicken teils sehr anders auf die Themen, als man vermuten könnte

Jan 23, 2025 - 09:56
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Vorschau 2025: Trump, KI, Standort Deutschland: So sehen CEOs die Welt

Donald Trump ist im Amt, Künstliche Intelligenz entwickelt sich weiter und der Standort Deutschland steht infrage. Studien zeigen: CEOs blicken teils sehr anders auf die Themen, als man vermuten könnte

Donald Trump

„Aus Sicht der meisten CEOs, mit denen ich arbeite, ist die Trump-Wahl ein weiteres Kapitel in einem Trend von Volatilität und geopolitischer Unsicherheit“, sagt Judith Wallenstein. Sie arbeitet bei der Unternehmensberatung BCG als Senior Partnerin und leitet deren CEO-Beratung weltweit. Auch in den letzten acht Jahren hätten sich viele CEOs auf Krisen einstellen müssen. Sie sind vorbereitet für eine Welt, in der Trump Präsident ist. 

Paul Griggs, Senior Partner bei der Unternehmensberatung PWC in den USA, ist noch optimistischer. Zwei Wörter würden die Stimmung unter US-CEOs in Hinblick auf Donald Trump zusammenfassen: „Optimismus und Möglichkeiten“. In Deutschland hingegen scheint die Stimmung etwas anders zu sein, so zumindest lässt es eine Befragung unter 2051 Unternehmen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft vermuten. „Deutsche Unternehmen blicken sorgenvoll auf die neue Amtszeit des Republikaners und befürchten Handelshemmnisse und Wettbewerbsnachteile“, heißt es dort. Nicht besonders verwunderlich, dass die Meinungen auseinander gehen: Die Deutschen sind vor allem ängstlich, weil sie vermuten, dass die US-Unternehmen unter Trump bessere Bedingungen haben werden: niedrigere Energiepreise, Subventionen und weniger Regulierung. 

Diversität 

Nach der Wahl von Donald Trump rücken immer mehr US-Unternehmen von ihren Diversitätsbemühungen ab. Im „CEO Radar“ vom ersten Quartal 2025 von BCG zeigt sich das auch in den Zahlen. Für den „CEO Radar“ werden sogenannte Earnings Calls ausgewertet, also die Telefonkonferenzen, in denen Unternehmen ihre Finanzergebnisse präsentieren. Diversitäts-bezogene Begriffe wurden im vierten Quartal 2024 so selten genannt wie zu keinem Zeitpunkt in der Biden-Regierungszeit. Elite-Panel C+

Judith Wallenstein sagt dazu: „Das liegt an der aktuellen Politisierung dieser Begriffe.“ Manche Unternehmen kommunizierten deshalb zurückhaltender nach außen. Viele Unternehmen machen aber intern immer noch genau das Gleiche, weil sie daran glauben, dass diverse Teams bessere Ergebnisse bringen und innovativer sind“, sagt sie.

Klima

Noch deutlicher wird das beim Thema Klima. „Hier sehen wir eine Verschiebung in der Kommunikation. In den USA und Europa wird öffentlich weniger über Treibhausgas-Emissionen und die Net-Zero Transformation gesprochen – in Asien dafür mehr“, sagt Wallenstein. Zwischen dem dritten und vierten Quartal 2024 nahm die Erwähnung dieser Begriffe in Earnings Calls um 44 Prozent ab. „Dafür sprechen viele CEOs, besonders in den USA, jetzt über unvorhergesehene Wetterereignisse und Naturkatastrophen. Die Nennung dieser Begriffe hat sich mehr als verdoppelt in einem Quartal.“ Das Thema Klima ist also nicht weg, man nennt es nur nicht mehr so.

PWC stellt beim Weltwirtschaftsforum in Davos jedes Jahr eine Studie vor, für die 4701 CEOs aus 109 Ländern befragt werden. Die Ergebnisse hier zeigen, dass die Bekämpfung des Klimawandels in den Augen der CEOs 2024 an Dringlichkeit verloren hat. Global halten noch 14 Prozent der CEOs ihr Unternehmen durch den Klimawandel in den nächsten zwölf Monaten für stark gefährdet, nur zwei Prozentpunkte weniger als 2024. In Deutschland aber sackte die Zahl von 28 Prozent 2024 auf 9 Prozent 2025 ab. 

Kriege

Eine der größten Sorge hingegen sind geopolitische Konflikte. Vor allem im Mittleren Osten (41 Prozent) und in Mittel- und Osteuropa (34 Prozent) dominiert laut der PWC-Befragung die Angst vor geopolitischen Konflikten. In Deutschland halten 31 Prozent der CEOs ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten für in hohem Maße gefährdet durch solche Konflikte. 

„In den letzten Jahren haben sich wirklich viele CEOs weitergebildet, um zu verstehen, was in der Welt passiert, was das geopolitisch bedeutet und was das wiederum für das eigene Unternehmen heißt“, erzählt Judith Wallenstein aus ihrer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Vorständen. „Sie stellen sich auf eine höhere geopolitische Unsicherheit ein.“

Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung bei PWC Deutschland, sieht keinen Weg vorbei an der Neuorientierung deutscher CEOs. „Der ehemalige Exportweltmeister Deutschland hat von der Globalisierung überdurchschnittlich profitiert“, sagt sie, „entsprechend herausfordernd ist es für sie, die zunehmend anspruchsvolle geopolitische Lage zu managen.“

Künstliche Intelligenz

Das vielleicht überraschendste Ergebnis der CEO-Umfrage von PWC: 42 Prozent der befragten Vorstände erwarten, dass sie ihre Mitarbeiterzahl steigern werden – hauptsächlich wegen generativer künstlicher Intelligenz. 56 Prozent von ihnen sehen, dass sich die Effizienz durch KI im vergangenen Jahr erhöht hat, etwas ein Drittel konnte dies bereits am Umsatz sehen.Trump Tech-Milliardäre

Auch Wallenstein sagt: „Die Einstellung ist überwiegend optimistisch.“ Doch sie merkt auch an: „Die Herausforderung ist nun, dass aus einem Ausprobieren und Experimentieren etwas wird, das wirklich Wert für das Unternehmen schafft.“ Bisher sei noch viel unsortiert in der Nutzung von künstlicher Intelligenz, es gebe kein Fokus, wie sie dem Unternehmen konkret helfen könnte. „Interessanterweise zweifeln die CEOs, die schon am meisten angestoßen haben, am häufigsten, ob sie genug machen“, stellt sie fest. „Diejenigen, die noch im Experimentierstadium hunderter Pilotprojekte sind, aber keine Struktur haben, sind oft eher zufrieden mit dem Fortschritt des Unternehmens.“

In der PWC-Befragung zeigt sich Ähnliches: Im vergangenen Jahr erwarteten 46 Prozent der befragten CEOs Profitabilitätsgewinne durch künstliche Intelligenz, nur 34 Prozent konnten im Rückblick feststellen, dass es zu solchen wirklich kam. 

Deutschland

41 Prozent der von PWC befragten CEOs in Deutschland rechnen für die kommenden zwölf Monate mit einem Stellenabbau, 28 Prozent von ihnen sehen mindestens die Hälfte ihrer Investitionen im Ausland. Dabei sind die USA das beliebteste Investitionsland (53 Prozent), mit großem Abstand folgt China (18 Prozent). 

Lob kommt hingegen aus dem Ausland. Aus Sicht der globalen Vorstände ist Deutschland der drittattraktivste Markt für Investoren (12 Prozent) – nach den USA und Großbritannien.

Aus ihren Gesprächen mit CEOs weiß Wallenstein, dass sie vor allem einen Wunsch an den Standort haben: Verlässlichkeit. „Für langfristige Investitionsentscheidungen können sich nicht alle paar Jahre die politischen Rahmenbedingungen grundsätzlich ändern“. Vielen fehle diese Zuverlässigkeit in Deutschland. 

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