Banken: Commerzbank-Übernahmepoker: Unicredit-Chef zieht ins Wortgefecht

Unicredit-Boss Andrea Orcel behauptet, sein Einstieg bei der Commerzbank sei stets mit Vertretern des Unternehmens und der Regierung abgesprochen gewesen. Die Commerzbank widerspricht. Wer redet hier mit wem?   

Jan 23, 2025 - 12:36
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Banken: Commerzbank-Übernahmepoker: Unicredit-Chef zieht ins Wortgefecht

Unicredit-Boss Andrea Orcel behauptet, sein Einstieg bei der Commerzbank sei stets mit Vertretern des Unternehmens und der Regierung abgesprochen gewesen. Die Commerzbank widerspricht. Wer redet hier mit wem?   

Im Ringen um eine Übernahme wird der Ton zwischen der Commerzbank und der italienischen Großbank Unicredit rauer. Die Commerzbank betonte am Mittwoch, es habe vor dem Einstieg der Italiener in den letzten zwei Jahren „kein Gespräch zwischen dem Unicredit-Management mit dem Commerzbank-Management über eine mögliche Kombination“ gegeben. 

„Das Vorgehen, unabgestimmt eine wesentliche Position auf- und auszubauen, ist als feindlich anzusehen“, ließ das Frankfurter Geldhaus die Unicredit wissen. Unicredit-Chef Andrea Orcel sieht die Dinge indes gänzlich anders: „In den vergangenen zwei, drei Jahren haben wir mit den Institutionen in Deutschland und mit dem Top-Management der Commerzbank immer wieder Gespräche geführt“, sagte er der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ): „Wir sprechen nicht von vereinzelten Treffen, sondern von einer zweistelligen Zahl, auch mit konkreten Inhalten.“

Es habe einen „sehr langen Zeitraum des gegenseitigen Interesses der beiden Banken“ gegeben, sagte Orcel weiter. „Die Commerzbank hat Vorschläge gemacht“, fügte er hinzu: „Wir haben lange darüber gesprochen.“ Als dann bekannt geworden sei, dass sich die Bundesregierung von ihrem Commerzbank-Anteil trennen wolle, habe sich die Unicredit über den Markt vier Prozent der Anteile besorgt – „um im Falle des Verkaufs der gesamten 16 Prozent auf insgesamt 20 Prozent zu kommen“. Unicredit sei davon ausgegangen, dass der Bund sein gesamtes Paket verkaufen wolle. „Wir führten auch Gespräche mit den Top-Leuten der Commerzbank“, unterstrich Orcel. Diese sei im Bilde gewesen, dass die Unicredit sich an dem Verkaufsverfahren beteiligte.

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Später habe die Unicredit versucht, mit der Commerzbank in einen Dialog zu kommen, sagte Orcel weiter. Dabei habe „das Management einer Aktiengesellschaft (…) eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Interessengruppen, dazu gehören Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre“. „Mir ist gerade nicht ganz klar, ob das Commerzbank-Management seine eigenen Präferenzen verfolgt oder tatsächlich die ihrer Interessengruppen, denen sie verpflichtet ist“, sagte Orcel dem Blatt.

Die Commerzbank erklärte dagegen, sie habe „stets Gesprächsbereitschaft signalisiert“ und würde im Interesse aller Stakeholder einen Vorschlag der Unicredit prüfen. „Doch nach wie vor liegt uns kein Vorschlag vor“, fügte der Dax-Konzern hinzu. „Unicredit hat mit seinem Vorgehen unnötigerweise viele Stakeholder gegen sich und eine mögliche Transaktion aufgebracht“, kritisierte die Commerzbank. Nur ein konkreter Vorschlag in Bezug auf wirtschaftliche und strukturelle Parameter einer Transaktion könne eine Grundlage für etwaige Gespräche sein, hieß es weiter.

Commerzbank liegt kein Vorschlag vor

Orcel setzt nun auch auf das Entgegenkommen einer neuen Bundesregierung. „Ohne die Unterstützung einer so wichtigen Institution wie der Bundesregierung wird es schwer“, sagte er der „FAZ“ weiter. Die bisherige Bundesregierung unter dem amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz hatte auf die Pläne des italienischen Geldhauses ablehnend reagiert und sich für eine weitere Unabhängigkeit der Commerzbank ausgesprochen. „Ich würde doch erwarten, dass wir unsere Sicht der Dinge darstellen können“, sagte Orcel. „Ich hoffe auf den Sommer. Insgesamt sollten wir spätestens Ende des Jahres wissen, woran wir sind“, fügte er hinzu.

Die Mailänder hatten im Dezember erklärt, sie kontrollierten inzwischen etwa 28 Prozent der Commerzbank-Anteilsscheine, davon hielten sie rund 9,5 Prozent der Aktien direkt. Auf weitere 18,5 Prozent habe sich Unicredit Zugriff durch Derivate gesichert.

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